Der Ursprung des Dadaismus und seine (nicht existentierenden) Ziele

By Kurt Beyer

Im ersten Weltkrieg hat Europa erstmalig das Entsetzen von Tod und Zerstörung auf einer Massenskala erlebt. Das politische und soziale Wesen des Westens, das seit Jahrhunderten verfestigt war, schien, gescheitert zu sein. Viele Menschen wollten das alte System ganz hinterlassen und ohne Vorurteile darüber, wie eine Gesellschaft ideal funktioniert, neu anfangen. Zu dieser Gruppe gehörten viele Künstler, einschließlich vieler Deutschen, die nach Zürich geflüchtet waren, um dem Krieg zu entkommen¹. Zusammen hießen sie die Dadaisten. 

Die Bezeichnung der Bewegung, „Dada“ ist tatsächlich ein Wort, das willkürlich aus einem Deutsch Französisch Wörterbuch von zwei der Gründer der Bewegung, Hugo Ball und Richard Huelsenbeck, gewählt wurde². Man könnte glauben, es gebe keinen Zweck hinter dieser spontanen Entscheidung, aber es ist wohl möglich, dass es das Ziel dieser Wahl war, der ganzen Bewegung das Ziel der Spontanität zu verleihen. Dada ist gegen die von der Aufklärung als allmächtig hervorgehobene Vernunft und will diese sogenannte Vernunft entmachten und eine neue Gesellschaft aufbauen, und das ohne den Einfluß der Aufklärung, der angeblich mit sich Krieg und Zerstörung gebracht hatte. Der Krieg hatte alle kulturellen Normen und Mythen untergraben, und viele Künstler sehnten sich nach einem neuen Anfang mit einer neuen gesellschaftlichen Grundlage1

Die Hauptstädte der Dada-Bewegung sind Zürich, Berlin, Paris, Hanover, und New York geworden2. Das Manifest der Bewegung, von einem damals führenden Mitglied Tristan Tzara geschrieben, war kompletter Unsinn, was den vorher erwähnten Zweck der Bewegung widerspiegeln sollte. Die Gruppen haben der Öffentlichkeit in ihren Städten ihr Programm gezeigt, indem sie disruptiv „Lärm“ machten und auch auf andere Weisen ihre „Kunst“ präsentierten. So haben sich die Dadaisten ihre Ideologie der Antikunst in der Welt behauptet. 

Man muss sich fragen, wie man als Betrachter diese sinnlose Kunst wahrnehmen sollte. Wieso einfach ein Urinal umdrehen und als Kunst ausstellen? Die Antwort liegt darin, dass die alten Bedingungen, die etwas in der gegenwärtigen Gesellschaft erfüllen musste, um als „Kunst“ anerkannt zu werden, waren mit all dem Verbunden, was zum Kriege beigetragen hatte: die Wichtigkeit der Macht, des Reichtums, und des Menschen. Nach der Meinung der Dadaisten müsste der Begriff „Kunst“ dekonstruiert werden, um neue Möglichkeiten einer zukünftigen Gesellschaft zu verwirklichen. 

Kurt Schwitters war ein sehr berühmter Dadaist. Er war nicht nur für seine Schreibstücke bekannt, sondern auch für seine visuellen Collagen3. Diese sogenannten „Merzen“ waren aus Gegenständen und Papieren zusammengesetzt, die er in der Stadt zufällig gefunden hat. So strebte er als Anhänger der Dadaisten nach dem Ziel des Chaos. Dieses Chaos hat er auch in seinen Schreibstücken erreicht. Das Gerede über seine 27 Sinne und ein rotes Mädchen sind tolle Exemplare der Antikunst der Dadaisten: Werke, die gegen alles stehen, was in der Gesellschaft etabliert ist. 

¹Willette, Jeanne. Dada and the Great War | Art History Unstuffed. https://arthistoryunstuffed.com/dada-and-the-great-war/. (14. Nov 2022) 

²Maier, Steven. “Dada – Die Grundidee.” Moderne Kunst – verstehen!, https://www.kunst-zeiten.de/Dada-Allgemein. (14.  Nov 2022)